Noch heute findet sich Walter Hanels Karikatur aus den 1970er Jahren in Schulbüchern und erfreut sich einer gewissen Bekanntheit. Wenn man sich nur einen Moment mit der Aussage beschäftigt, wird klar: Ohne Wissen keine Erinnerung! Ohne Wissen keine Auseinandersetzung mit Geschehnissen aus der Vergangenheit. Gründliche Kenntnisse über die NS-Vergangenheit und die Auseinandersetzung mit dieser sind wichtig wie ehedem, was sich nicht zuletzt in der immer wieder geführten „Schlussstrich“-Debatte zeigt.
Die Karikatur wirft demnach die Frage auf, welche Gefahr wir und künftige Generationen laufen, wenn wir uns nicht mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen, wenn Vergessen, Verdrängen, Verharmlosung oder Geschichtsfälschung überwiegen.
Verallgemeinert man die Frage, so lautet sie: Warum beschäftigen wir uns überhaupt mit Vergangenheit? Sind für uns nicht eher die Gegenwart und die Zukunft wichtiger? Hier die Antworten einiger Schülerinnen und Schüler aus dem Schuljahr 2021/22:
Das, was in der Vergangenheit passiert ist, prägt die Gegenwart und Zukunft. (Arthur Busse, 6a)
Ich finde es wichtig und schön, etwas über die Vergangenheit zu lernen. Alles, was jemals passiert ist, führt einen zum Hier und Jetzt. (Ben Schaller, 9c)
Wir müssen wissen, was unsere Vorgänger falsch gemacht haben, damit wir es besser machen. Wenn wir durch den 2. Weltkrieg nicht gelernt hätten, wie sehr Hass und Gewalt ausarten können, hätten wir es vielleicht morgen gemacht. Die Gegenwart wird von der Vergangenheit mächtig beeinflusst, ebenso die Zukunft. (Leonard Lesinski, 9c)
Wir tun es, um Lehren aus der Geschichte zu ziehen und auf vergangene Erfahrungen zurückgreifen zu können, falls sich vergleichbare Situationen aus der Vergangenheit wiederholen. […] Nur mit dem Wissen über die Vergangenheit ist es uns möglich, etwas Besseres aus der Gegenwart und Zukunft zu machen. (Antonia Meiburg, Q2)
Natürlich hat auch die Fachschaft Geschichte eine Antwort: Oberstes Ziel ist die Entwicklung eines Geschichtsbewusstseins. Dadurch werden die Schüler in die Lage versetzt, kritisch zu denken und sich mit den Hintergründen der sie umgebenden Umwelt auseinanderzusetzen. Geschichtskenntnisse und Geschichtsbewusstsein sind Teil einer breiten Allgemeinbildung, die auf das sinnvolle Leben und Arbeiten in der Gesellschaft vorbereiten. Im Kernlehrplan der Sekundarstufe I heißt es: “Zentrale Aufgabe des Geschichtsunterrichts ist die Anbahnung und Entwicklung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins, das die drei Zeitebenen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so miteinander in Verbindung setzt, dass junge Menschen historisch denken lernen und dabei sukzessive zu differenzierten historisch-politischen Urteilen gelangen.” 1
Ereignisse der jüngsten Vergangenheit können am deutlichsten zeigen, was der moderne Geschichtsunterricht leistet. Einem Menschen, der nie Geschichtsunterricht hatte, wird es zum Beispiel schwer fallen, die gegenwärtigen Konflikte zwischen der islamischen und christlichen Welt, wie sie seit Jahren immer wieder die Nachrichten dominieren, in Gänze zu verstehen und einzuordnen. An dieser Stelle hilft das Wissen um religiöse, gesellschaftliche und politische Grundlagen des christlichen und islamischen Kulturraums, wie sie der Geschichtsunterricht der Stufe EF vermittelt.
Vielleicht hilft Geschichte tatsächlich dabei, etwas für die Gestaltung der Zukunft zu lernen. Außerdem können die Beschäftigung mit Geschichte und geschichtliche Kenntnisse Spaß machen und persönlich bereichernd sein. Was für ein Unterschied ist es, wenn man nicht nur „mitreden“ oder aktuelle Nachrichten einordnen kann, sondern auch im Alltag oder auf Reisen Aha-Erlebnisse hat oder die Handlung von Romanen und Filmen, die in vergangenen Epochen spielen, besser versteht. Kurzum: Wir sind von Geschichte permanent umgeben.
Zu einem lebendigen Geschichtsunterricht am GSG gehören der Ausflug zur Steinzeitlichen Ausstellung im Wasserschloss Werdringen in Jahrgangsstufe 6 mit Teilnahme an einem Steinzeitworkshop und der Besuch der Steinwache Dortmund in der Jahrgangsstufe 9. Ebenso können eine Exkursion zum Archäologischen Museum in Herne, der Archäologische Park in Xanten, ein Besuch der Römerkohorte Opladen oder eine Exkursion ins Haus der Deutschen Geschichte in Bonn auf dem Programm stehen.
Darüberhinaus bieten wir die Möglichkeit, ab Klasse 8 den bilingualen Geschichtsunterricht zu besuchen. Hier soll die Fähigkeit vermittelt werden, in englischer Sprache über historische Sachverhalte und Probleme zu diskutieren. Das Sachfach Geschichte und das Sprachfach Englisch können hier in besonderer Weise voneinander profitieren. Die Beschäftigung mit historischen Quellen aus dem englischsprachigen Raum ermöglicht es den Schülern, Themen nicht nur aus der deutschen, sondern aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Dies stärkt die Sensibilität für andere Sprachen und Kulturen. Und nebenbei erweitern die Schülerinnen und Schüler durch die vermehrte Nutzung des Englischen ihre Kompetenzen in der Fremdsprache.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Mit dem Fach Geschichte wollen wir am Geschwister-Scholl-Gymnasium unseren Beitrag dazu leisten, verantwortungsvoll handelnde junge Menschen für die Zukunft zu bilden. Die Basis jeglichen Geschichtsbewusstseins ist dabei ein Sach- und Zusammenhangswissen, damit es den Schülern am Ende nicht wie dem frischgebackenen Abiturienten in folgendem Witz ergeht, wenn dieser zugeben muss: „Aus dem Geschichtsunterricht habe ich mir nur eine Jahreszahl gemerkt: 1832. Ich habe allerdings keine Ahnung, was da los war.“
1Kernlehrplan für die Sekundarstufe I, Gymnasium in Nordrhein-Westfalen, hrsg. vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW, Düsseldorf 2019, S. 8.
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